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Anti-COVID-Tablette: Die wichtigsten Fragen und Antworten zu Paxlovid

Aktualisiert am 01.02.2022, 8:46 Uhr

Als Ersatz für eine Impfung sehen Experten das Mittel nicht, grosse Hoffnung setzen sie dennoch in Paxlovid.


Wie kommt man an das Medikament, wie wirkt es und wer trägt die Kosten? Wir beantworten die wichtigsten Fragen zu Wirksamkeit und Anwendung des Hoffnungsträgers.


Die Europäische Arzneimittelbehörde "EMA" hat grünes Licht für das Anti-COVID-19-Medikament Paxlovid des amerikanischen Herstellers "Pfizer" gegeben. Damit dürfte das Mittel auch in kurzer Zeit in Deutschland erhältlich sein. Das Gesundheitsministerium hat bereits eine Million Pillen bestellt, die erwartete Lieferung für Ende Januar verzögert sich jedoch. Auf der COVID-Tablette ruhen grosse Hoffnungen: Sie soll die Vermehrung der Corona-Viren im Körper verhindern und damit vor schweren Verläufen schützen. Paxlovid ist bereits das sechste in der EU zugelassene Mittel zur Behandlung einer Corona-Erkrankung. Nach Mitteln wie "Molnupiravir", "Ronapreve" und "Regkirona" sehen Experten in der Pfizer-Pille aber grösseres Potenzial, zum Ende der Pandemie beizutragen – wenn auch nicht als Alternative zur Impfung. Wir beantworten die wichtigsten Fragen. Was ist Paxlovid? Paxlovid setzt sich aus zwei Wirkstoffen zusammen. Einer davon hindert das Virus an der Vermehrung, indem es ein Enzym hemmt, welches dafür nötig ist. Der andere Wirkstoff bremst den Abbau des Hauptwirkstoffes. Problem: Nimmt ein Patient mehrere Medikamente, kann sich Paxlovid auch auf den Abbau dieser Medikamente auswirken. Und das dürfte bei der Zielgruppe nicht selten der Fall sein: Paxlovid soll vor allem bei Erwachsenen mit hohem Risiko für einen schweren Verlauf angewendet werden. Das trifft zum Beispiel auf Vorerkrankte zu und solche, die sich aus medizinischen Gründen nicht impfen lassen können. Paxlovid soll beispielsweise Krebspatienten, Organtransplantierte oder Herzerkrankte vor einem schweren Verlauf schützen. Wie wird Paxlovid angewendet? Paxlovid ist ein Medikament in Tablettenform und muss laut Hersteller zweimal täglich über einen Zeitraum von fünf Tagen eingenommen werden. Dieser ist jedoch eng begrenzt: Wird Paxlovid zu spät eingenommen, wirkt es nicht mehr. Weil sich die Viren gerade am Anfang einer Infektion schnell vermehren, soll mit der Behandlung so zeitnah wie möglich nach der Infektion gestartet werden. Eine Infektion aber bleibt oft zunächst unbemerkt, wodurch der Zeitpunkt für den Behandlungsbeginn leicht verpasst werden kann. Ein Vorteil ist jedoch, dass das Mittel zuhause eingenommen werden kann. Es bedarf also – wie bei anderen Corona-Medikamenten üblich – keiner Infusion im Krankenhaus. Wie kommt man an Paxlovid? Paxlovid muss der Arzt verschreiben. Er kann das Risiko eines schweren Verlaufs einschätzen und auch die möglichen Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten beurteilen. Teilweise kann dann nämlich doch eine stationäre Überwachung notwendig sein. Der Arzt wiederum kann das Medikament beim Apotheker bestellen. Die Apotheken selbst haben Paxlovid nicht vorrätig, es lagert beim Grosshandel und wird per Sonderbote zeitnah zugestellt. Die Kosten für das Medikament trägt – wie auch bei der Impfung – das Bundesgesundheitsministerium. Wie wirksam ist Paxlovid? Anders als bisherige COVID-Pillen greift Paxlovid nicht das Spike-Protein an, was dem Mittel einen entscheidenden Vorteil verschafft: Denn bei der Omikron-Variante ist das Spike-Protein stark mutiert, sodass viele Medikamente nutzlos geworden sind. Erste Studien zeigen, dass Paxlovid in fast 90 Prozent der untersuchten Fälle einen extrem schweren und tödlichen Krankheitsverlauf verhindern kann. Erkranken vorher etwa sechs von 100 Corona-Patienten schwer, sind es mit Paxlovid weniger als einer – wenn es innerhalb der ersten fünf Tage nach Auftritt der ersten Symptome eingenommen wurde. Der Preis dafür können allerdings eine Reihe an Nebenwirkungen sein: In Zulassungsstudien berichteten manche Teilnehmer von Erbrechen, Durchfall, Bluthochdruck und Geschmacksverlust. Ist Paxlovid eine Alternative zur Impfung? Eine Alternative zur Impfung ist Paxlovid nicht. Mediziner bezeichnen Paxlovid als "Notfallmedikament", die bessere Sicherheit biete nur die Impfung. Patienten auf Intensivstationen bringt Paxlovid ausserdem nichts mehr – eine Impfung im Vorfeld hätte das vielleicht verhindern können. Gleichzeitig raten Experten davon ab, das Medikament zu breit zu verordnen. Das könnte Resistenzen erleichtern. Zudem sind die Nebenwirkungen des Medikaments noch nicht so gut untersucht wie bei den Impfstoffen. Das Risiko, dass das antivirale Medikament Auswirkungen auf das menschliche Erbgut haben kann, ist deshalb gegeben. Wann wird Paxlovid verfügbar sein? Nach Angaben von Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hat die deutsche Regierung eine Million Packungen Paxlovid geordert. Wann das rezeptpflichtige Medikament in den Apotheken erhältlich ist, ist allerdings noch unklar. Die ursprünglich für Januar erwartete Lieferung verzögert sich, erste Packungen werden im Februar erwartet. Nach aktuellem Stand hat der amerikanische Hersteller Pfizer weltweit nur 180.000 Behandlungseinheiten zur Verfügung, knapp die Hälfte sind schon für die USA reserviert. Nach Angaben des Unternehmens sollen aber bis Ende Januar 250.000 Einheiten verfügbar sein.

Verwendete Quellen: GMX